Wednesday, February 12, 2014

Cool kocht Kaffee. Ein Sonntagsspaziergang.

Kaffee ist Kult, guter zumal. Ich träume davon. Neulich erwähnte die Freundin eines guten Freundes, dass es den besten Espresso in einem Laden namens „Röststätte“ gäbe. Immer auf der Jagd nach dem ganz selbstverständlich Exzellenten, machte ich mich also am letzten Sonntag auf den Weg zur neuesten Niederlassung dieses Unternehmens in der Berliner Kastanienallee.

Die vorherrschende Farbe: Grau. Fast so grau-kühl wie wissenschaftliche Geräte in den 80er Jahren in Ostberlin, aber noch einen Tick kälter. Anthrazitcool. Gegenüber der Eingangstür ein eleganter rechteckiger Holztisch für mindestens eine Großfamilie, also 12-14 Gemeinschaftskaffeetrinker. Denn der Kaffee macht ja auch aus den härtesten Großstadtindividualisten und menschenscheuen Subjekten wie mir aufgechlossene Wesen, die sich gern an einen Tisch setzen. Und falls nicht: An den Wänden sind Einzelsitze mit Tassenabstellflächen aufgereiht, fast wie im Kino, nur schicker und materialbetont statt plüschig.

Wenn der Gast sich links an der großen Abendmahlstafel vorbeischiebt, kommt er an den Ausschanktresen. Nein, keine Bar. An diesem niedrigen Tresen sitzt oder steht man nicht, vor allem trinkt man nicht, sondern man steht an. Und gibt seine Bestellung ab. Oder wartet. Dauert ein wenig, höre ich von der netten Bestellannahmedame. Und sehe, wie der schöne Barista einen neuerdings wieder angesagten Filterkaffee in der technologisch gebotenen Langsamkeit aufgießt und sich dann um gefühlt 10 Lattes kümmert.

Ich setze mich also auf einen der Individualistensitze und warte. Hoffe dringlich, dass ich sofort nach dem Espressopressen laut genug benachrichtigt werde. Sehe schon eine kleine Tasse auf dem Tresen stehen. Warte weiter. Höre dann, eher leise, wie ein Capuccino und ein Espresso zuammen aufgerufen werden. Ist das meiner? Der zarte Barista versteht meine Frage nicht, Desorientirung auf beiden Seiten. Er fragt auf Englisch, versteht kein Deutsch.

Es ist schon mein Espresso, aber heiß ist er nicht mehr. Erst recht nicht, als ich wieder auf meinem Stuhl sitze. Dafür hat er eine auffällige Säure. Ja, Säure darf ein Espresso haben, das kenne ich, obwohl ich es nicht mag. Aber 3 Minuten auf einer Bar rumlungern, die kein Trinkort, sondern ein Warteraum ist – das darf er unter keinen Umständen.

Lausig.

Wenn man so in Berlin-Mitte Kaffee kocht, will ich zurück nach Italien. Dort gibt es in jeder Bar mehr Charakter, Charaktere – und verlässlich soliden Espresso.

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